Heute Morgen beim Frühstück bei den kleinen köstlichen Küchelchen, die es zum Frühstück gab, haben wir gefragt, warum es eigentlich sein kann, dass wir die einzigen Gäste in diesem großen Haus sind. Die Hüttenwartin hat uns erklärt, dass es damit zusammen hängt, dass die Straße unten gestern Nacht überspült wurde und teilweise weggerissen wurde. Deswegen sind auch gestern und heute Morgen keine Leute mehr hochgekommen.
Wir sind um 8:45 Uhr zum Passo Malghera aufgestiegen, was ganz gut ging. Wir waren 20 Minuten schneller als angegeben, dachten von daher, wir hätten genug Zeit, um rechtzeitig runterzukommen.
Doch dann war ein Weg, den Cilli ausgesucht hatte, mittlerweile zugewachsen und nicht mehr vorhanden, so dass wir mindestens 100 Höhenmeter durch Unterholz gekrochen sind, was uns fast den letzten Zahn gezogen hätte – aber auch nur fast.
Wir freuen uns: 20 Minuten später als ausgemacht treffen wir unten an der Brücke über den Fluß Poschiavo bei Milimort unsere Begleiter für die nächsten Tage: mit Johannes, Christoph, Reinhardt und Daniel umrunden wir in den nächsten Tagen das Berninamassiv südlich, von Poschiavo bis Maloja (Salecina). Sie sind für unsere DAV Tour „Die andere Seite der Bernina“ mit dem Bernina Express angereist, alle sind fit und voller Vorfreude auf die nächsten Tage. Zusammen machen wir uns nach der Begrüßung auf zu unserer heutigen Übernachtung, dem Albergo Selva, ca. 5Kilometer. Insgesamt waren wir knapp 20 km und 1070 Höhenmeter im Aufstieg und knapp 1600 Höhenmeter im Abstieg unterwegs.
Hier, in diesem südlichen Zipfel der Schweiz boomte früher der Schmuggel über die Schweizerisch-Italienischen Grenze, Ende 19. Jh. und später:
Am Schmuggel beteiligten sich ganze Dörfer – von Jugendlichen bis zu alten Menschen. Über Land- und Wasserwege wurden insbesondere Tabak, Kaffee, Alkohol und Lebensmittel transportiert. Grund dafür war die große Armut in der Grenzregion, wo viele Bauern im Schmuggel einen dringend benötigten Zusatzverdienst sahen.
Aufgrund des damaligen Freihandels in der Schweiz waren bestimmte Waren hier viel günstiger als in Italien. Das führte zu erheblichen Preisunterschieden – etwa bei Zucker und Kaffee – und machte Schmuggel für viele Italiener attraktiv. Meist stammten die Schmuggler aus italienischen Grenzgemeinden.
In der Schweiz sah man den Schmuggel meist als harmlose Form des Exports und duldete ihn. Viele Schweizer Händler profitierten davon und belieferten die Schmuggler gezielt. Diese unterschiedliche Sichtweise führte regelmäßig zu diplomatischen Spannungen.
Die Schmuggler zogen in Gruppen über die grüne Grenze, mit geflochtenen Rückentragen (bricolla) und speziellen Stoffschuhen (peduli), um lautlos durch Wälder zu schleichen. Ein bewaffneter Anführer kundschaftete voraus und warnte bei Gefahr. In manchen Fällen waren Grenzwächter bestechlich, und es kam zu Geldübergaben – dennoch endeten viele Begegnungen gewaltsam.
Schmuggel war kein reines Abenteuer: Zwischen 1868 und 1894 wurde ein erheblicher Teil der Tessiner Tabakproduktion illegal exportiert. Kleine Fabriken bei Chiasso lebten vom Schmuggel – wirtschaftlich war er für die Region bedeutend.
Diese interessante kleine Filmreportage der ARD über das knapp 10Kilometer südlich von Poschiavo gelegene Brusio führt sogar bis ins Jahr 1965.
Toll Ihr Beiden. !!! Denk an Euch!
Hallo ihr beiden Lieben,
ich bin wieder mit Spannung dabei und erwarte die tollen Bericht: Natur, Berge, Politik und Geschichte. Perfekte Mischung.
Ich freue mich, besonders Günther für dich nach den Komplikationen im Vorfeld. Du hast die Power- Cilli an deiner Seite.
Es gilt wieder: Ich hole euch, wo immer ihr strandet.
Und wenn ihr aufhören müsst, ist das kein Aufgeben, sondern das Eingeständnis an unbeeinflussbare Faktoren.
Ich drück euch janz janz dolle
Gaga