Unser Weiterweg heute wird bestimmt durch die Überquerung des 1250m tiefer gelegen Tal des Flusses Maggia. Auf der anderen Seite steigen wir dann wieder fast 1400 m auf zum heutigen Tagesziel, einer Hütte des CAS (Schweizer Alpenverein). Wir passieren Bachläufe und – natürlich – steile Waldwege, unter uns immer Tiefblicke in den Canyon des Valle Giumaglio. Größenteils wird der Abstieg ins steile Haupttal in den Ort Giumaglio runter zum Fluss Maggia jedoch nur möglich durch gefühlt Hunderte von Treppenstufen, die seit Generationen die Bewirtschaftung der höhergelegenen Almen erst ermöglichten. Wenn man sich erstmal an der Rhythmus gewöhnt hat, dann lassen sich die Stufen sogar ganz gut gehen. Natürlich ist jede anders als die letzte, also volle Konzentration! Nach einigen sehr schönen, vermutlich eher als Ferienwohnungen wieder hergerichteten Almhäusern (von einer Wand schaut Genosse Che herüber!) kommen wir endlich nach ca. 3 Stunden in Giumaglio an.
Wir nehmen frisches Wasser auf, dann geht es über eine lange Hängebrücke auf die andere Seite der Maggia, 2 Kilometer den Fluss aufwärts nach Someo, hier beginnen die 1400 Höhenmeter Aufstieg, die uns zum Tagesziel bringen. Später stellt sich heraus, das diese schier unglaubliche Anlage der Stufen teils auch während des 1. Weltkriegs von polnischen Soldaten restauriert wurde. Die neutrale Schweiz hatte polnischen, entwaffneten Regimentern Schutz und Aufenthalt zugestanden – die damals selbst bettelarme und Not leidende Schweizer Landbevölkerung konnte das durch diese Arbeitseinsätze wohl besser akzeptieren. Auch im Verzascatal kann man übrigens so entstandene Bauten sehen! Mit den steilen Treppenstufen und dem bereits unten am Fluss verspeisten Käse und Brot von der Alpe Spluga gewinnen wir trotz des bereits bewältigten Abstiegs schnell an Höhe. Die letzten 500 Höhenmeter winden sich „als Belohnung“ immer leicht ansteigend zur Höhenlinie durch einen wunderschönen Wald. Wir treffen kaum jemand. Ziemlich in der ausgerechneten Zeit kommen wir nach 8,5 Stunden Weg auf der Capanna Alzasca an. Außer uns sind ca. 10 Personen auch Gäste, diese Woche managen 2 Frauen die Hütte.
Es gibt übrigens für den Hüttendienst eine größere Anzahl von BewerberInnen – so dass die Dienste sogar von 14 auf 7 Tage verkürzt werden mußten! NutznießerInnen sind sicher die Gäste – ein toller, sehr liebenswürdiger Aufenthalt in einer großartigen Umgebung. Während des Abendessens geht draußen die Welt unter, Gewitter, Unmengen von Wasser….uns schert‘s erstmal nicht! Beim Abendessen unterhalten wir uns noch mit 2 Schweizerinnen, eine ist Alpinwanderleiterin im SAC. Interessant, dass die Schweizer ein völlig anderes Sicherheitskonzept bei den Bergwanderungen haben, mit einer Zusatzausbildung ist ihnen das Mitführen eines Sicherungsseils für Notfälle erlaubt, wir diskutieren das Für und Wider!