06.07.2025 Von Salecina nach Soglio

Nach der Ankunft von Claudia, Gerlinde und Ute haben wir uns an den Vorbereitungen fürs Abendessen beteiligt. Heute muß in Salecina für über 50 Personen gekocht werden. Wir schließen uns Jutta aus Frankfurt mit ihren Kindern an und bereiten in der Großküche ein leckeres Abendessen: es gibt verschiedene Pastasorten, Sossen, Salat und zum Schluß Eis. Nach dem Essen findet die Plenarsitzung mit der Aufgabenverteilung für den nächsten Tag statt – wir sind damit durch, denn wir reisen morgen ja weiter!

Am nächsten Tag wandern wir zunächst von Salecina zum Ort Maloja. Hier – von der höchsten Talhöhe des Engadins, der Passhöhe des Maloja Pass biegen wir talwärts runter ins Bergell ab. Durch einen sehr schönen, alten Wald – wir kreuzen auch ein Stelle mit nachweislich 2000 Jahre alten Karrenspuren der Römer im Fels – steigen wir auf dem Sentiero Bregaglia weiter ab Richtung Soglio. Eine ursprünglich geplante höher gelegene Variante können wir wegen zahlreicher kleiner Bergrutsche leider nicht gehen.Die Umgehung führt uns ganz herunter in den Ort Casaccia. Von hier steigen wir wieder zur ursprünglichen Höhe auf. Es ist entgegen der Prognose sehr schön und heiß! So ist nach einer längeren Steigung eine kleine Buschkneipeam Kulminationspunkt des Weges genau das Richtige. Rivella und Kastanienkuchen geben verbrauchte Energie sofort zurück!


Über sehr schöne Almen gehen wir, immer mit einem phantastischem Ausblick: auf der anderen Talseite die Albinga Staumauer und daneben die eindrucksvolle Felsnadel La Fiamma, noch ein Stück weiter und viele Granittreppen später tauchen dann auch die anderen Namen aus Granit auf: der Cacciabella Pass, ein alter Bekannter, der Cengalo und die Badile Nordkante. So nebenbei erzählt uns Gerlinde, dass sie vor Jahrzehnten mit ihrem früheren Mann die Kante geklettert ist aber nur als Seilzweite!Wegen eines Gewitters mussten sie dann oben noch in die Biwakschachtel. Was man alles so nebenbei erfährt!

Kurz darauf sehen wir auf den wunderschönen Ort Soglio herunter. In den engen Gassen und direkt gegenüber des Prachtbaus der Familie Salis liegt unser Bed & Breakfast – in einem Gebäude von 1685! Unsere Vermieter sind allerdings gerade nicht da, kommen erst in 1,5 Stunden wieder. Ein Plan erklärt, wo unser Zimmer im Haus und wo die zweite Wohnung im Ort liegt. Alle Türen sind offen – ein typisch schweizerischer Vertrauensvorschuss! Dasselbe Prinzip setzt sich wenig später fort, als uns unsere Vermieter, die Familie Brugger, den Code zum Eingang in das kleine Lebensmittelgeschäft geben. Ein tolles System, um die Versorgung hier im Ort auch am Sonntag und den Nachmittagen aufrecht zu erhalten! Braucht halt Vertrauen und Respekt! Wir kaufen also Pizzocheri, Sahne, Tomatensauce, Pfirsiche für den Nachtisch und Mandelgebäck für den zweiten Nachtisch. Fantastisch!

Noch ein paar Worte zu Soglio(rätoromanisch Suogl, lokal Soi):  es ist ein Dorf in der Gemeinde Bregaglia im Kanton Graubünden (Schweiz). Erstmals erwähnt 1186, auf 1090 m ü. M. auf einer Sonnenterrasse über dem Tal der Maira und Duana. Es ist Ziel des Panoramawegs Via Bregaglia.

Der grösste Teil des Flusses Madris entwässert Richtung Rhein. Dazu wird ein Teil des Wassers zunächst durch einen Spiegeltunnel in den Lago di Lei (Italien) nach Italien geführt und fließt später zurück in die Schweiz.

Im Mittelalter war Soglio Sitz der Familie von Salis. 1875 wurde der Ort durch eine Strasse erschlossen. 1906 erhielt Soglio Strom und Telefon, 1925 folgten Wasser- und Verkehrsverbindungen.

2015 wurde Soglio zum «schönsten Dorf der Schweiz» gewählt. Gegenüber, auf der anderen Talseite liegt zu Füßen des Piz Badile der Ort Bondo. Oberhalb Bondos brachen am 23. August 2027 über 3 Millionen Kubikmeter Fels aus dem Piz Cengalo und lösten zusätzlich einen schweren Murgang aus. Eine Gruppe von acht WanderInnen, die gerade passierten wurden nie mehr gefunden. Wir selbst sind in den Jahren zuvor auch mehrmals hier drunter durchgelaufen. Der Ort selbst konnte damals aufgrund eines Frühwarnsystems rechtzeitig evakuiert werden. Jahrelang wurden mit großen Caterpillars die Felsmassen beseitigt.

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AutorIn
Günter Bergmann

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