07.08.+08.08 2025 Vom Rifugio Mombarone nach Pont Saint Martin und nach Hause

Die Mombaronehütte hat ihre Jesusstatue und liegt oberhalb zweier Klöster (Graglia und Oropa). Womöglich sind es Gläubige, die sonst die Schlafsäale füllen. Oder es sind Läufergruppen, denn der immense Höhenunterschied von Biella hier hoch ist sicherlich für Sportler reizvoll.
Jedenfalls weist darauf die Flagge eines Laufclubs hin, die vor der Hütte hängt. Sogar aus Belgien reisen regelmäßig Gruppen an. Wir fotografieren uns mit Manuel vor seiner Hütte, danken herzlich und ziehen nach dem Frühstück los in den Abstieg.

Die 2000 Höhenmeter sind meiner Meinung nach nicht allzu schlimm. Oben ist es ein bischen steiler, dann geht es immer wieder über Kuhweiden, dann Waldwege und natürlich – Treppen! Aber wir haben Zeit und entschärfen uns das Ganze mit einer köstlichen Pause an einem phantastischen Platz, dem Ristoro Maletto! Mit einem Blick runter ins Aostatal und manchmal ein paar hundert Kilometer bis Turin, wie uns ein alter Anwohner erklärt, sitzen wir unter einem Baum, essen eine leckere Vorspeisenplatte: Häppchen aus Sardinen in Kräuteröl, Zunge in Tomatensauce, Vitello Tonato, Essigsaures eingelegtes Gemüse, Ziegenkäse aus der Region, leckeres Brot: Wir sind im Piemont!

Dazu langsam für uns Beide im Bauch ein gewisses Vorfühlen: wir haben es geschafft! Aber bleiben wir noch auf dem Weg. Wir kommen an einem riesigen Felsblock vorbei, der wie ein Paket mit Stahltrossen gegen Absturz gesichert ist. Nach unten wird es immer wärmer, die letzten 150 Meter sind Weinanbaugebiet. Auf eine spezielle, clevere, den Boden verschattende Art wird der Wein als Laubendach ausgebaut. Dazu sind die ganzen Terrassen am Hang  mit konischen Betonpfeilern und Holzgerüsten verbaut. Weiter unten in Carema, einem kleinen Ort vor Pont St Martin, verwickelt uns wieder ein netter älterer freundlicher Herr, der mit dem Zurückschneiden von überhängendem Blattwerk beschäftigt ist, in einen Plausch. Horeste arbeitet schon immer im Gartenbau, hat an fast alle Weingärten hier mitgearbeitet. Dort, wo wir heute vom Mombarone runtergekommen sind, gehört ihm oben ein Terrain, auf dem wir eine Kuhherde gesehen haben, ein Stück Weinberg hat er letztens an einen Deutschen verkauft….wir hätten ewig weiterquatschen können, wenn die anderen nicht so gedrängelt hätten.

Einen Kilometer später kommen wir aus den Weinbergen, gehen über die stark befahrene Strasse ins gegenüberliegende günstige Hotel Carla. Komfortable Duschen, Zeit, Wäsche für die Rückfahrt zu waschen, eine Teilnehmern will von hier noch weiter ins obere Aostatal. Ansonsten 2 Stunden Zeit ,dann brechen wir auf in den Ort Pont Saint Martin, an diesem Knotenpunkt der Täler fließt unaufhörlich der Verkehr, hier spannt sich über den Fluß Lys schon lange auch die größte existierende Römerbrücke. Auf dem Weg zum Bahnhof springt mich der Straßenname „Strasse der Opfer der Zwangsarbeit“ an. Ein Hinweis auf die zig Tausende Italiener, die von den deutschen Faschisten interniert und als Sklaven verbraucht wurden. 6 Kilometer das Tal der Lys Flußauf gibt es dazu im Örtchen Perloz ein Museum als Erinnerung an die hier kämpfende Partisaneneinheit Brigata Lys.

Wir landen schließlich in einer Pizzeria, die abschreckend „New York“ heißt – und sich als ziemlicher Volltreffer erweist. Dann noch einen kleinen Schlenker in die rue resistenza in die örtliche „artisanale“ Gelateria. Perfetto!

Die Rückfahrt morgen geht mit Bussen und Bahn und sehr vielen Umstiegen. Diesmal schwächelt die Schweizer Bahn wegen eines Motorschadens, wir kriegen einen Anschluß nicht. Um viertel vor elf stehen wir dann in Mannheim vor unserer Haustür, sind platt – und glücklich. Erst mal Schlafen!

 

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Günter Bergmann

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