05.08.2025 Vom Rifugio Rivetti zum Rifugio Barma

Wieder ein Tag der Superlative! Aber auch wieder eine große Herausforderung für unsere TeilnehmerInnen. Frühes Aufstehen, alles zusammenraffen, leise aus dem Schlafsaal schleichen. Unten dann auch noch leise frühstücken, beim aufgehenden Tageslicht stört es auch nicht, daß wir hier erstmal keinen Lichtschalter finden.

Morgens schon nehmen wir draußen aufgrund des zu erwartenden Tages den Druck raus. Die potentielle Besteigung des Mont Mars (2600m) morgen canceln wir hiermit offiziell. Man hört es förmlich plumpsen. Damit fokussieren wir alle ganz auf den Tag heute, als letzte wirklich große Herausforderung.

Dann führt uns der Weg erstmal die halbe Stunde, die wir gestern abgestiegen sind, wieder hoch. Hier oben, am Colle della Mologna Grande auf 2364 Metern ist der Einstieg zu diesem Teil des Alta Via delle Alpi Biellese. Immer oben auf dem Grat lang, teilweise sehr ausgesetzt, aber mit Seilen, Ketten und Eisenkrampen entschärft. Rechts unten das Gressoneytal, links das Valle Cervo, das von Biella hier hoch kommt. Zwei Stunden nach dem Einstieg um viertel nach Neun stehen wir auf dem Gipfel des „Zwillings“ – ein wie von der Hüttenwartin Federica beschriebener phantastischer Blick auf alles, was sich hier so erhebt vom Monte Rosa übers Matterhorn hin bis zum Grand Combin! Ketten helfen über abschüssige Felsplatten, in zwei Gruppen aufgeteilt, geben wir Hilfestellungen.

Und weitere 4,5 Stunden tanken wir auf der Zwischenhütte La Vecchia Wasser und pushen uns mit einer Büchse Cola. Vor hier aus liegen noch 3 oder vier An- und Abstiege á 200-400 Metern vor uns, technisch nicht mehr allzu schwer, aber eben lang und es ist an diesem Nachmittag sehr heiß. Später sind wir wieder auf dem sichereren Terrain des Alta Via Nr. 1 angelangt. Was trotzdem steile fordernde Abstiege in den Schrofen bedeutet. Und wir sind noch gut 5 Stunden von unserem Ziel, dem Rifugio Barma entfernt. Also wieder ein sehr langer Tag, das wissen wir schon, rufen auf der Hütte an. Kein Problem, wenn wir später kommen, sie warten auf uns! Das ist schon mal sehr gut. Und endlich – gegen 20 Uhr – zeigt sich in einer Mulde, vor zehntausend Jahren durch einen Gletscher geformt, die Hütte. Alle sind platt! Aber auch glücklich! Die Hüttenwartin meint noch, wir seien doch sehr schnell gewesen…

Das Rifugio Barma ist mit EU Geldern zu einem sehr komfortablen Stützpunkt in diesem geschützten Felslabyrinth ausgebaut worden. Von außen, ein Stück weiter weg, ist das große Rifugio kaum zu erkennen – so gut ist es in die Landschaft eingefügt. Felsen außen, Gründach oben. Innen ist die auch gut besuchte Hütte funktional wie eine Jugendherberge, aber dabei doch gemütlich. Gutes Essen und zwei Gläser Menabrea stellen mich, der sonst kaum Alkohol trinkt, wieder her.

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AutorIn
Günter Bergmann

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