Heute geht es vom Rifugio Andolla zum Rifugio Oberto auf dem Moro Pass, unmittelbar dem Monte Rosa gegenüber gelegen.
Mein Darm macht Probleme, deswegen kommen wir erst um 6:30 Uhr von der Hütte weg. Zusätzlich kostet uns hier zu Beginn eine ziemlich unbequeme Wegführung über steile Wiesenhänge, Bäche und Erlengestrüpp viel Zeit. Insgesamt läuft es am Anfang im Aufstieg auf den Passo delle Coronette (knapp 2700m) nicht so rund.
Oben am Pass geht es in der scharfen Gratschneide technisch weiter: an Ketten müssen wir eine steile Rinne etwa 70 Meter hinab, dann über abfallendes Blockgelände runter zur Staumauer des Lago di Camposecco auf 2325 Metern.
Da geht es rüber, dann einen weiteren Kilometer alte Förderanlagen weiter, wir passieren eine kleine Baustelle, an der Arbeiter den Hang sichern. Dort, wo eine Seilbahn des Energieunternehmens Enel aus dem Tal ankommt, ist eine unscheinbare Blechtür im Berg der Eingang zum nächsten Abschnitt: 2,8 Kilometer Felstunnel entlang einer großvolumigen Wasserleitung. Warm anziehen, wir gehen vor, 3 italienische Youngsters folgen uns. Unterwegs Pfützen in dem engen Gang, Felsbrocken, die aus der Decke vorstehen (zweimal renne ich trotz Stirnlampe dagegen!), dann erreichen wir endlich die Blechtür auf der anderen Seite, die fast mitten auf der Wiese rauskommt.
Ein Blick aufs Wetter – heute Nachmittag ist Regen und eventuell Gewitter möglich. Andererseits – wir sind jetzt 6 Stunden unterwegs, müssen wir dringend was essen. Es gibt noch eine halbe Hirschsalami, Käse, Nüsse und ein paar Riegel – unsere Vorräte verdunsten in den letzten Tagen regelrecht. Wir haben mindestens noch 5 Stunden vor uns, müssen nochmal über einen Pass von über 2800 Meter Höhe, oben die letzten 80 Höhenmeter schuttiges, sehr steiles Gelände, alles um uns rum ist ein bis ein bisschen lose … endlich, geschafft! Keine Zeit zum Ausruhen, oben pfeift es wieder arschkalt, alles anziehen, Handschuhe, Regenhose gegen den Wind. Wieder auf Schweizer Seite, oberhalb des Stausees Mattmark am Ende des Saastals im Wallis, geht es jetzt zur Abwechslung wieder 500 Meter runter.
Dann kommt endlich der finale Anstieg, oben die Madonna auf dem Moro Pass, unmittelbar darunter liegt das Rifugio Oberto auf 2810 Metern Höhe. Es ist 18:50 Uhr! Genau richtig, um uns mit den drei TeilnehmerInnen unserer nächsten Tour an den Tisch zum Essen zu setzen.
Ein Teilnehmer ist schon aufgrund einer aufgetauchten Verletzung zu Hause geblieben. Eine weitere Teilnehmerin ist durch die Fehlzeiten der DB um die letzte Gondel von Macugnaga zum Rifugio gebracht worden, sie kommt aber zu Fuß, pünktlich um 21 Uhr ist sie da – und bekommt von der sehr freundlichen Crew des Rifugio Oberto auch noch etwas Leckeres zu essen! Alle sind jetzt glücklich – die letzte von uns geführte, insgesamt 9 tägige Tour Richtung Aostatal kann morgen starten!! Sehr müde falle ich ins Bett!