Das Wetter wird zusammenklappen, sagt die Vorhersage. Auch deswegen fällt die Überschreitung der Via Alta Verzasca aus. Die Frage ist, wo planen wir den nötigen Tag, um das Wetter „auszusitzen“. Und wie schaffen wir uns zeitlich die nötige „Luft“? Die Lösung: wir steigen von der Capanna Efra direkt ins Tal ab, lassen die Capanna Cognora aus und steigen direkt zur eigentlich übernächsten Übernachtung, der Selbstversorgerhütte Barone auf. Gesagt, getan. Ca. 1150Hm geht es ins Tal runter, vorbei am schönen Lago Efra und der Alpe dell’ Efra zunächst nach Frasco. Hier gibt es an der Strasse zwar direkt eine Bushaltestelle, der Bus kommt auch in 6 Minuten (gut getimt), trotzdem halten wir gleich die Daumen hoch (das fünfte Auto hält 2 Minuten später!) und trampen die 3 Kilometer nach Sonogno, dem hintersten Ort im Verzascatal. Ein nicht unwesentlicher Zeitgewinn, wie sich später zeigen wird. Im Ort ist unser Zwischenziel die fantastische örtliche Bäckerei mit leckeren Apfel/ Nusstörtchen, Brot und Käse.
Dann müssen wir leider die nächsten 3 Kilometer (ohne die Möglichkeit, trampen zu können) die kleine Strasse das Val Vegorness hoch, bis zu einer Ansammlung von alten Hüttchen, die vermutlich zu Ferienwohnungen umgebaut wurden. Von hier aus geht es über den Fluß und laut Schild sind es noch 3:20 Stunden bis zum Rifugio Barone (ein Gesamtaufstieg von 1260Hm). Es ist jetzt 12:30 Uhr und sehr schwül, klar, daß es heute Nachmittag etwas gibt, das sitzt uns im Nacken. Zusätzlich pflastern ca. 50 erschlagene Bremsen unseren Weg! Ab einer Alm nimmt die Steilheit zu, der Nebel und die Wolken werden dichter, lange hält das nicht mehr. Mir geht langsam ein bisschen die Puste aus, Cilli treibt von hinten. Noch ein Kilometer und 150 Höhenmeter, wir treffen auf ein paar Hirten, die grüßen und ihre Viecher (in dem Fall Schweine) zusammentreiben. Immer weiter gehts hoch, die ersten Tropfen fallen, da taucht plötzlich die Schweizer Fahne im Nebel auf, schnell das Gatter auf und unter das Vordach geflüchtet – geschafft – es ist 15:20 Uhr und es blitzt, donnert und regnet, was das Zeug hält!!!! Außer uns sind noch zwei Schweizer Paare und 3 Jungens aus Italien hier. Wir schauen in die Vorratsschränke, machen einen Liter Tee und eine Gemüsesuppe als Apero. Später, nach dem Waschen und einem kleinen Nachmittagsschlaf werfen wir uns noch eine Packung Rösti in die Pfanne, Cilli ist glücklich.
Ich bin mit ein bisschen Kopfschmerzen und einer 400er Ibu der Erste im Lager. Cilli beobachtet noch das Wolkenspiel, morgen soll es trocken bleiben, was für den T4 Übergang zur Capanna Tomeo absolut notwendig ist.