Was sich bereits durch die Wetterprognosen gestern Abend und das Windgetöse ums Haus herum angedeutet hat – wir bekommen einen Temperatursturz. Die heute ursprünglich geplante Besteigung des Piz Stella mit 3100m wird nicht gehen – wir müssen drumherum gehen. Ein Blick morgens aus dem Fenster bestätigt: oben ist alles weiß – oder unsichtbar. Mit über 2300Hm im Aufstieg, mehr als 1100Hm im Abstieg und fast 20 Kilometern wird es heute ein langer Tag werden, gut, dass wir schon um 6 Uhr frühstücken können.
Relativ schnell steigen wir das wie dafür gemachte Val Aqua Fraggia auf: schon um halb elf sind wir oberhalb des Sees. Ab 2400m Höhe wird es ungemütlich, es liegt etwas Schnee, was die Tritte schwieriger macht. Außerdem pfeift ein starker kalter Wind, die die gefühlte Temperatur in Richtung Null Grad Grenze verschiebt. Dann fängt es noch an, Schnee zu graupeln und Nebel kommt auf. Das auftauchende gelbe Blech des Bivaccos Chiara e Walther auf 2600m Höhe wärmt das Herz regelrecht.
Drinnen, eingehüllt in Decken wärmen wir uns 20 Minuten auf, essen etwas, lachen schon wieder.
Vorsichtig geht es dann auf der anderen Seite über ein kleines Schneefeld, ein Ausrutscher wäre fatal, man landete im eiskalten See. Alles geht gut, wir gelangen in den 2stündigen einfacheren Abstieg runter zum Lago di Lei, alles bei sehr starkem Wind. Unten am Lago di Lei geht es über den Passo Angeloga nochmals 450m hoch, dann noch ein windumtoster sehr steiler Abstieg zum Refugio Chiavenna. Nach 10 Stunden Kälte und spannender Wege sind wir angekommen, glücklich über heiße Duschen, Essen und ein warmes Bett!