27.07.2025 Vom Rifugio Zeus zum Rifugio Crosta

Nach dem italienischen Frühstück und einem Danke und einer Verabschiedung an Silvia sind wir aufgebrochen. Dabei werden die neuen Bergschuhe erstmals ausprobiert. Zunächst zieht sich der Weg durch Wälder und kleine Weiler den Hang entlang ohne groß die Höhe zu verändern. Auch einige in die Jahre gekommenen Stauanlagen fangen grünblaues Wasser auf und speisen damit wohl die E-Werke unten im Tal.

Dann endlich in Crodo erreichen wir den tiefsten Punkt des heutigen Tages (525Hm). Durch den Ort durch, dann beginnt sofort der Anstieg. Das Refugio Pietro Crosta liegt auf 1750 Metern, also haben wir heute 1225 Meter zu klettern. Nach der üblichen Steilheit zu Beginn wandern wir über leichtere Waldwege ansteigend immer wieder durch Weiler, vor allem wohl Ferienwohnungen. In einem Örtchen wurde das ehemalige Waschhaus zu einer Bibliothek umgewandelt. An einer Stelle verdichtet sich alles, eine Felsenlandschaft hat eine Menge Boulderer angezogen. Ab hier verändert sich unser Weg völlig, die nächsten 400 Höhenmeter geht es sehr steil, oft 25%, in engen Kurven den Wald hinauf. Es ist eine kleinere Variante des Wanderwegs. Nach einem steilen Kampf gewinnen wir schließlich die Höhe, müssen dann noch etwa 2 Kilometer zum Refugio Pietro Crosta rüberqueren. Die CAI Hütte ist, als wir ankommen, noch so stark frequentiert von Tageswanderern, dass wir mit unserer Bestellung noch warten müssen. Die Küche hat zu, gnädigerweise stellt und der Wirt einen Teller mit Käse und Weißbrot hin.

Es ist sehr kalt, heute und auch die nächsten Tage pfeift ab nachmittags ein starker schneidender Wind durch die Region. Die Hütte ist sehr einfach, um nicht zu sagen primitiv. Da es sonst nichts zu tun gibt (auch kein WIFI) legen wir uns bis zum Abendessen erstmal ins warme Bett. Abends essen wir dann zusammen mit dem jungen Gehilfen des Hüttenwirts, Matteo, und Alfredo, einem 75jährigen ehemaligen Angestellten der Uni Mailand alleine auf der Hütte an einem kleinen Tisch, essen Pasta und Osso Bucco mit Polenta, unterhalten uns auf Englisch und Italienisch ganz gut, sind uns in Vielem einig. In dem Moment verbindet uns die Liebe zu den Bergen. Matteo träumt von einer Arbeit als Wanderleiter, Alfredo hat gerade eine Woche lang Touren rund um die Hütte gemacht, wir mögen alle Paolo Cognettis Buch „Acht Berge“. Ein schöner Abend. Mit Matteo haben wir ausgehandelt, dass wir schon um 5:30 Uhr frühstücken können, am nächsten Tag haben wir eine der längsten Strecken zum Rifugio Il Dosso vor uns, 22,6 Kilometer, 1835 Meter Aufstieg und 1850 Meter Abstieg stehen auf dem Programm. Dieser Tag und die nächsten beiden sind die härtesten Einheiten, die wir uns auferlegt haben. Schon etwas angespannt gehen wir bald schlafen.

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Günter Bergmann

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