29.07.2025 Vom Rifugio Il Dosso zum Rifugio Andolla

Das Rifugio Il Dosso ist wohl auch ein Ausflugslokal, das aus dem Tal erreichbar ist. Ein sehr nettes Paar betreibt die Wirtschaft und die Milchwirtschaft zur Käseherstellung. Zusammen mit 3 älteren Schweizerinnen und einem unangenehm Monologe schwadronierenden Italiener (den wir als Gäste leider nicht abstellen konnten) essen wir zu Abend, genießen den Luxus eines Bades im Zimmer, Bettwäsche und einer heißen Dusche. Für den Motorschlitten fehlt der Schnee, es sind wieder Waldwege, die uns erst runter zum GTA, dann nach ein paar Weilern schön über weiche Wege den Hang lang führen. Die Wege sind so weich und gedämpft, von der Sonne erwärmt, dass wir die erste Schlange der Tour sehen, mindestens anderthalb Meter lang windet sie sich etwas verdeckt vor uns im Gras. Später (zurück im Mannheim) identifizieren wir aus Heinz Staffelbachs „Handbuch der Schweizer Alpen“ eine ungiftige Gelbgrüne Zornnatter. Von diesem Höhenweg haben wir auch einen weiten Blick runter nach Domodossola und dem gegenüberliegenden Taleingang ins Valle Vigezzo. Hier hat Cilli vor ein paar Wochen noch eine Gruppe ins Val Grande geführt – während ich mich mit dem Leistenbruch rumgeschlagen habe!

Über eine Am steigt der Weg dann steiler zum ersten Pass auf 2180 Metern an, vorher stoppen wir auf einen Kaffee und eine Cola noch auf dem schönen, bewirtschafteten Rifugio Alpe Il Laghetto. 20 min später stehen wir auf dieser ersten Höhe, malerisch unter einem Bogen aus Nepalfähnchen.

Der Weg geht von hier aus immer nach dem selben Muster weiter: eine leichtabsteigende Hangrunde, dann wieder eine Passhöhe und so weiter. Zwischendrin einige kleine Seen, wenige Entgegenkommende, ein paar Steinböcke. Vor allem ein Steinbockweibchen stellt sich 10m über uns in Positur, ja folgt – scheint es – sogar unseren Regieanweisungen, hebt das Bein, schaut her.

Auf der anderen Seite dieses Passes – wir sind jetzt in die Schweiz ins Zwischbergental rübergewechselt – treffen wir auf eine jener mobilen Anti-Wolf Schafgehege, von der auch schon die Hirtin auf dem Alta Via Calanca berichtet hatte. Mindestens 1,20m hohe Elektrozäune und ein mobiles, leicht mit dem Helikopter zu versetzendes Materiallager. Schon ein Aufwand – aber aus unserer Sicht auch eine Möglichkeit, die Haltung von Weidetieren und Naturschutz in Einklang zu bringen.

Der nächste Pass, der Passo Andolla, verbunden mit weiteren 400 Aufstiegsmetern, bringt uns endlich nach fast 18 Kilometern in das CAI Rifugio Andolla, wir sind also wieder in Italien. Schon bei der Ankunft können wir den frühen Aufbruch für den nächsten Morgen klären, ja, sie werden für uns um 5:30 Uhr das Frühstück richten, klasse, Danke dafür!

Heiße Dusche, Lasagne, Polenta, Nachtisch, Espresso, frühes Bett im Lager! Denn morgen steht der längste der drei letzten Tage noch bevor – und wir merken es jetzt schon ein bisschen: bevor wir morgen Abend die Gruppe des DAV Mannheim für unsere letzte geführte Tour treffen, liegen 11 Stunden Weg, 2020 Meter im Aufstieg und 1300 Meter im Abstieg noch vor uns. Ein bisschen müde sind wir schon heute Abend, morgen wird hart!

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AutorIn
Günter Bergmann

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